Die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Bürojobs sind längst keine Theorie mehr – sie finden bereits statt, wobei insbesondere Einstiegspositionen in den Bereichen Technologie und Finanzen die ersten Folgen spüren.
Der State of Talent Report 2025 von SignalFire liefert überzeugende Belege für diesen Wandel: Große Tech-Unternehmen haben die Einstellung von Hochschulabsolventen im Vergleich zu 2023 um 25 % gekürzt, während Startups die Rekrutierung von Berufseinsteigern um 11 % reduzierten. Gleichzeitig stieg die Einstellung von Fachkräften mit 2–5 Jahren Berufserfahrung bei den Tech-Giganten um 27 % und bei Startups um 14 %. Dies deutet auf eine grundlegende Umstrukturierung der Talentpipeline hin.
Auch der Finanzsektor erlebt ähnliche Umwälzungen. Gabe Stengel, der nach seiner Tätigkeit bei der Investmentbank Lazard das KI-Finanzanalyse-Startup Rogo gründete, berichtet, dass die KI-Tools seines Unternehmens „fast sämtliche Arbeiten“ erledigen können, die er als Junior-Banker übernommen hatte – darunter Unternehmensanalysen, die Erstellung von Unterlagen, Due Diligence und die Prüfung von Finanzdaten. Seit seiner Gründung 2022 hat Rogo bedeutende Finanzierungen erhalten, darunter kürzlich eine Series-B-Runde über 50 Millionen US-Dollar, und wird bereits von mindestens fünfzehn Banken eingesetzt.
Obwohl die meisten großen Investmentbanken bislang nicht explizit die Analysten-Einstellungen wegen KI reduziert haben, haben Führungskräfte von Unternehmen wie Goldman Sachs und Morgan Stanley in der Vergangenheit erwogen, die Zahl der Junior-Hires um bis zu zwei Drittel zu kürzen. Der Future of Jobs Report 2025 des Weltwirtschaftsforums bestätigt diesen Trend: 40 % der Arbeitgeber erwarten, ihre Belegschaft dort zu verkleinern, wo KI Aufgaben automatisieren kann.
Das stellt Berufseinsteiger vor ein Dilemma: Sie werden ohne Erfahrung nicht eingestellt, können aber auch keine Erfahrung sammeln, wenn sie nicht eingestellt werden. Heather Doshay, People & Talent Partner bei SignalFire, rät Absolventen, KI-Tools zu meistern: „KI nimmt dir den Job nicht weg, wenn du derjenige bist, der sie am besten nutzt.“
Trotz dieser Herausforderungen steigt die Nachfrage nach erfahrenen Fachkräften weiter – insbesondere in KI-intensiven Bereichen. Das deutet darauf hin, dass wir nicht einen generellen Jobabbau erleben, sondern vielmehr eine deutliche Verschiebung darin, welche Fähigkeiten und Erfahrungsstufen in der sich entwickelnden, KI-getriebenen Wirtschaft gefragt sind.