Die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) hat dem sogenannten 'AI Washing' den Kampf angesagt und nimmt gezielt Unternehmen ins Visier, die ihre Fähigkeiten im Bereich Künstliche Intelligenz übertreiben oder falsch darstellen, um Investoren anzulocken.
Auf dem Securities Enforcement Forum West 2025 am 15. Mai erklärten ranghohe Vertreter der SEC-Vollzugsabteilung sowie der neu gegründeten Abteilung für Cybersicherheit und Neue Technologien (Cybersecurity and Emerging Technologies Unit, CETU), dass die Bekämpfung von KI-bezogenen Betrugsfällen höchste Priorität habe. Besonders werde geprüft, 'ob Transparenz hinsichtlich der Technologie besteht, ob diese korrekt beschrieben wird und ob die Kommunikation gegenüber Kunden verantwortungsvoll erfolgt.'
Der verschärfte Durchgriff der SEC erfolgt vor dem Hintergrund eines deutlichen Anstiegs von Wertpapierklagen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz. Nach Daten von Cornerstone Research hat sich die Zahl der entsprechenden Sammelklagen von 7 im Jahr 2023 auf 15 im Jahr 2024 mehr als verdoppelt; für 2025 wird ein weiteres Wachstum erwartet. Gerichte haben wiederholt entschieden, dass Falschaussagen von Unternehmen über KI für Investoren 'wesentlich' sind, da solche Angaben einen erheblichen Einfluss auf die Unternehmensbewertung haben.
Der Fokus der SEC auf AI Washing folgt mehreren prominenten Durchsetzungsmaßnahmen zu Beginn dieses Jahres. Im Januar 2025 einigte sich die Kommission mit Presto Automation Inc. auf einen Vergleich wegen angeblich irreführender Angaben zur KI-gestützten Spracherkennungstechnologie des Unternehmens. Noch spektakulärer waren parallele Maßnahmen der SEC und des Justizministeriums im April 2025 gegen den Gründer von Nate, Inc., dem vorgeworfen wird, durch falsche Behauptungen über den Einsatz fortschrittlicher KI in der App des Unternehmens 42 Millionen US-Dollar betrügerisch eingeworben zu haben.
Unternehmen wird inzwischen geraten, strenge Kontrollmechanismen einzuführen, um die Richtigkeit öffentlicher Aussagen zu ihren KI-Fähigkeiten zu überprüfen. 'Das Versprechen von KI-Technologie impliziert Kosteneffizienz und Skalierbarkeit, was für Investoren und deren Entscheidungen als wesentlich angesehen werden kann – selbst wenn weniger fortschrittliche Methoden die beworbenen Leistungen ebenfalls erbringen könnten', betonten Rechtsexperten der Kanzlei DLA Piper in einem aktuellen Mandantenhinweis.
Trotz eines wahrgenommenen Durchsetzungseinbruchs unter der neuen SEC-Führung – darunter der amtierende Vorsitzende Mark Uyeda und der designierte Vorsitzende Paul Atkins – scheint die Kommission entschlossen, weiterhin wachsam gegen irreführende KI-Aussagen vorzugehen und dabei einen 'technologieneutralen' Ansatz zu verfolgen, der Innovationen fördert.