In einer strategischen Abkehr von ihrer bisherigen rechtlichen Haltung gegenüber KI-Unternehmen hat die New York Times ihr erstes Lizenzabkommen für KI-Inhalte mit Amazon unterzeichnet – ein bedeutender Schritt in der sich wandelnden Beziehung zwischen Medienhäusern und Technologieunternehmen.
Der mehrjährige Vertrag, der am 29. Mai 2025 bekannt gegeben wurde, erlaubt es Amazon, redaktionelle Inhalte der Times auf seinen KI-Plattformen zu verwenden, darunter den kürzlich überarbeiteten Sprachassistenten Alexa+. Die Vereinbarung umfasst Nachrichtenartikel der Times sowie Inhalte von NYT Cooking und der Sport-Website The Athletic. Laut Mitteilung beinhaltet die Partnerschaft die „Echtzeit-Anzeige von Zusammenfassungen und kurzen Auszügen aus Times-Inhalten innerhalb von Amazon-Produkten und -Diensten wie Alexa sowie das Training von Amazons eigenen Foundation-Modellen“.
Diese Partnerschaft kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für beide Branchen. Für Amazon stärkt der Deal die KI-Fähigkeiten des Unternehmens, da es versucht, Alexa mit generativen KI-Funktionen neu zu beleben, um mit Konkurrenten wie OpenAIs ChatGPT und Googles Gemini mitzuhalten. Amazon stellte Alexa+ im Februar 2025 vor – mit verbesserten Konversationsfähigkeiten und agentenbasierten Funktionen, die eigenständige Aufgaben ermöglichen. Der Dienst kostet 19,99 US-Dollar monatlich, ist für Prime-Mitglieder jedoch kostenlos.
Für die Times bedeutet dies einen bemerkenswerten Strategiewechsel. Der Verlag führt seit Dezember 2023 eine viel beachtete Klage wegen Urheberrechtsverletzung gegen OpenAI und Microsoft, in der er vorwirft, Millionen von Times-Artikeln ohne Erlaubnis zum Training von KI-Modellen verwendet zu haben. Ein Bundesrichter ließ das Verfahren im März 2025 zu und wies den Antrag von OpenAI auf Abweisung der Klage zurück. Im Gegensatz dazu deutet der Amazon-Deal darauf hin, dass die Times eine Doppelstrategie verfolgt: Klagen gegen unautorisierte Nutzung und gleichzeitig kommerzielle Partnerschaften für lizenzierte Inhalte.
Die Vereinbarung folgt ähnlichen Partnerschaften zwischen KI-Unternehmen und anderen Medienhäusern. OpenAI hatte zuvor Lizenzabkommen mit der Associated Press, Axel Springer (Eigentümer von Politico und Business Insider) und weiteren abgeschlossen. Amazons Alexa+-System arbeitet bereits mit Nachrichtenorganisationen wie Reuters, TIME, USA TODAY und Politico zusammen.
Finanzielle Details der Vereinbarung wurden nicht bekannt gegeben, doch der Deal unterstreicht die wachsende Anerkennung, dass Qualitätsjournalismus im KI-Ökosystem einen Wert besitzt – mit angemessener Lizenzierung und Vergütung, die angesichts des rasanten Fortschritts der KI-Technologie immer wichtiger werden.