Broadcom hat offiziell seinen Netzwerkchip der nächsten Generation vorgestellt, der speziell für Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz entwickelt wurde und einen bedeutenden Fortschritt in der KI-Infrastrukturtechnologie markiert.
Der Tomahawk-6-Switch-Chip, der am vergangenen Wochenende an erste Kunden ausgeliefert wurde und ab Juli breit verfügbar sein soll, bietet als erster Chip der Branche eine Switching-Kapazität von 102,4 Terabit pro Sekunde. Das entspricht laut Ram Velaga, Senior Vice President und General Manager der Core Switching Group von Broadcom, der doppelten Bandbreite jedes derzeit auf dem Markt erhältlichen Ethernet-Switches.
Die beispiellose Leistung des Chips macht ihn besonders geeignet für den Einsatz in großen KI-Clustern. Mit seinen fortschrittlichen KI-Funktionen, genannt Cognitive Routing 2.0, kann der Tomahawk 6 Netzwerküberlastungen erkennen und Daten dynamisch auf andere Verbindungen umleiten, um Leistungsengpässe zu vermeiden, die typischerweise KI-Workloads beeinträchtigen. Diese Fähigkeit ist entscheidend für KI-Trainingsprozesse, die eine Koordination der Arbeit über mehrere Grafikprozessoren (GPUs) hinweg erfordern.
Broadcoms neuer Chip unterstützt sowohl Scale-up- als auch Scale-out-KI-Netzwerkarchitekturen. In zweistufigen Scale-out-Netzwerken kann der Tomahawk 6 mehr als 100.000 Prozessoren miteinander verbinden. Broadcom berichtet, dass mehrere Kunden bereits planen, den Chip in KI-Cluster dieser Größenordnung zu integrieren. Das Unternehmen gibt an, dass der Chip darauf ausgelegt ist, künftig auch die Anforderungen von KI-Clustern mit mehr als einer Million XPUs (KI-Beschleunigern) zu erfüllen.
Die Markteinführung erfolgt zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt für Broadcom, dessen KI-Chip-Geschäft ein explosives Wachstum verzeichnet. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte das Unternehmen mit KI-Chips einen Umsatz von 12,2 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg von 220 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Broadcom-CEO Hock Tan prognostiziert, dass der adressierbare Markt für kundenspezifische KI-Prozessoren und Netzwerkchips des Unternehmens bis zum Geschäftsjahr 2027 zwischen 60 und 90 Milliarden US-Dollar liegen könnte.
Der Tomahawk 6 steht für Broadcoms Bekenntnis zur Ethernet-Technologie als Standard für KI-Infrastrukturnetzwerke und tritt damit in Konkurrenz zu Nvidias InfiniBand-Technologie. "All diese Netzwerke lassen sich sehr einfach mit Ethernet realisieren, es braucht keine exotischen Technologien", betonte Velaga und unterstrich damit Broadcoms Strategie, offene, standardbasierte Netzwerklösungen für den rasant wachsenden KI-Markt bereitzustellen.