China hat das globale Wettrennen um künstliche Intelligenz verschärft, indem es Pläne für eine neue internationale Organisation zur KI-Kooperation vorgestellt hat, die direkt die US-Dominanz in diesem Bereich herausfordert.
Die Ankündigung erfolgte während der Eröffnung der World Artificial Intelligence Conference (WAIC) 2025 in Shanghai am 26. Juli, bei der der chinesische Premier Li Qiang die Initiative als Teil eines umfassenderen globalen Aktionsplans für KI-Governance präsentierte. Die dreitägige Konferenz, die unter dem Motto „Globale Solidarität im KI-Zeitalter“ stand, zog über 1.200 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern an.
Die vorgeschlagene Organisation unterstreicht Chinas Bekenntnis zum Multilateralismus in der KI-Entwicklung und zielt darauf ab, einen auf breitem Konsens basierenden Governance-Rahmen zu schaffen. Offiziellen Angaben zufolge wird Shanghai als möglicher Hauptsitz in Betracht gezogen. Die Initiative richtet sich insbesondere an Länder des Globalen Südens, wobei China sich als Antwort auf deren Forderungen nach Überwindung der digitalen und technologischen Kluft positioniert.
„China misst der globalen KI-Governance große Bedeutung bei und fördert aktiv multilaterale sowie bilaterale Kooperationen“, erklärte Li in seiner Ansprache. Er betonte Chinas „KI-plus“-Strategie zur Integration der Technologie in verschiedene Branchen und zeigte sich bereit, anderen Staaten – insbesondere Entwicklungsländern außerhalb des US- und EU-Einflussbereichs – Unterstützung zu bieten.
Der Zeitpunkt der Ankündigung ist bemerkenswert, da sie nur wenige Tage nach der Vorstellung eines amerikanischen KI-Aktionsplans durch US-Präsident Donald Trump erfolgte, der sich auf die Reduzierung sogenannter „woke bias“ in KI-Modellen und die Förderung des US-Technologieexports konzentriert. Seit 2022 beschränken die USA Chinas Zugang zu fortschrittlichen Halbleitern für das Training von KI-Modellen, während China parallel eigene Alternativen entwickelt.
Die Konferenz in Shanghai demonstrierte Chinas KI-Kompetenz mit über 800 Unternehmen, die mehr als 3.000 Produkte präsentierten, darunter 40 große Sprachmodelle und 60 intelligente Roboter. Zu den internationalen Gästen zählten unter anderem der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt, der sich im Vorfeld mit Vertretern Shanghais traf, sowie KI-Pionier Geoffrey Hinton.
Fachleute sehen Chinas Initiative als Teil einer umfassenderen Strategie, eine Alternative zu westlich dominierten KI-Governance-Strukturen zu schaffen und gleichzeitig den Technologietransfer an Entwicklungsländer im Rahmen der Belt and Road Initiative zu fördern.