Die Independent Publishers Alliance hat ihren Kampf gegen Google verschärft und am 30. Juni 2025 eine formelle Kartellbeschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht. Sie richtet sich gegen die KI-generierten Zusammenfassungen, die bei Google-Suchergebnissen ganz oben angezeigt werden.
In der Beschwerde wirft das Bündnis Google vor, seine marktbeherrschende Stellung zu missbrauchen, indem der Konzern Verlagsinhalte ohne Zustimmung nutzt, um KI-Overviews zu erstellen. Diese Zusammenfassungen erscheinen in über 100 Ländern prominent über den klassischen Suchergebnissen und fangen Nutzer ab, bevor sie auf die Originalquellen klicken können.
Daten von Similarweb belegen die dramatischen Folgen: Der Anteil der Zero-Click-Suchen stieg von 56 % bei Einführung der KI-Overviews im Mai 2024 auf fast 69 % im Mai 2025. Für manche Verlage ist der Effekt noch gravierender. Bei CBS News führten 75 % der Suchen mit KI-Overviews zu keinem Klick auf die Website, verglichen mit 54 % bei allen Suchanfragen. Die New York Times verzeichnete einen Rückgang des organischen Suchtraffics von 44 % vor drei Jahren auf nur noch 36,5 % im April 2025.
„Googles Kerndienst der Suchmaschine missbraucht Webinhalte für die KI-Overviews in der Google-Suche, was den Verlagen erheblichen und anhaltenden Schaden zufügt“, heißt es in der Beschwerde der Allianz. Die Verlage sehen sich vor eine unmögliche Wahl gestellt: Entweder sie erlauben die Nutzung ihrer Inhalte in KI-Zusammenfassungen oder sie verschwinden vollständig aus den Google-Suchergebnissen.
Die Verlage fordern einstweilige Maßnahmen, um das ihrer Ansicht nach „schwere und irreparable Wettbewerbsversagen zu verhindern und den Zugang zu Nachrichten zu sichern“, solange die umfassende Untersuchung läuft. Auch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) hat eine ähnliche Beschwerde erhalten.
Google verteidigt die Funktion und erklärt, sie „sende täglich Milliarden von Klicks an Websites“ und KI in der Suche „schaffe neue Möglichkeiten, Inhalte und Unternehmen zu entdecken“. Der Zeitpunkt ist für Google jedoch besonders heikel, da die EU-Kommission dem Unternehmen kürzlich vorwarf, gegen den Digital Markets Act zu verstoßen, indem es eigene Dienste in den Suchergebnissen bevorzugt.
Der Fall könnte wichtige Präzedenzfälle dafür schaffen, wie KI-Systeme Inhalte Dritter nutzen dürfen und ob marktbeherrschende Plattformen besondere Pflichten zum Schutz des Ökosystems haben, von dem sie selbst abhängig sind.