Das US-Justizministerium hat eine zivilrechtliche Kartelluntersuchung zu Googles Lizenzabkommen mit Character.AI aus dem Jahr 2024 eingeleitet und erhöht damit den regulatorischen Druck auf den Technologieriesen.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, ob Google die Vereinbarung mit Character.AI absichtlich so strukturiert hat, dass eine formelle Überprüfung durch die Behörden umgangen werden konnte. Das DOJ prüft, ob Alphabet-Tochter Google mit dem Abkommen, das dem Konzern die Nutzung der KI-Technologie des Start-ups ermöglicht, gegen das Kartellrecht verstoßen hat. Die Kartellbehörden haben Google kürzlich darüber informiert, dass sie die Struktur des Deals untersuchen.
Im Rahmen der im August 2024 unterzeichneten Vereinbarung erhielt Google eine nicht-exklusive Lizenz für die Large-Language-Model-Technologie von Character.AI. Zudem kehrten die Character.AI-Mitgründer Noam Shazeer und Daniel De Freitas, beide ehemalige Google-Mitarbeiter, gemeinsam mit mehreren Mitgliedern des Forschungsteams des Start-ups zu Google zurück. Diese Konstellation hat das Interesse der Aufsichtsbehörden geweckt und spiegelt die wachsenden Bedenken wider, wie Tech-Giganten KI-Deals strukturieren, während sie Milliarden in KI-Infrastruktur investieren und führende Forscher aus Start-ups abwerben.
Während solche Vereinbarungen im Silicon Valley als effiziente Möglichkeit gelten, Fachwissen für neue Projekte zu gewinnen, befürchten Regulierungsbehörden, dass dominante Unternehmen wie Google ihre Marktmacht nutzen könnten, um aufstrebende Innovatoren zu verdrängen. Das DOJ kann prüfen, ob der Deal selbst wettbewerbswidrig ist, auch wenn keine formelle Überprüfung erforderlich war. Die Untersuchung befindet sich noch in einem frühen Stadium und muss nicht zwangsläufig zu Maßnahmen führen. Ähnliche Vereinbarungen wurden auch von anderen Tech-Giganten im Zuge des Wettlaufs um generative KI abgeschlossen, darunter Microsofts 650-Millionen-Dollar-Deal mit Inflection AI im März 2024 und Amazons Einstellung der Gründer und des Teams des KI-Unternehmens Adept im Juni vergangenen Jahres. Auch diese Abkommen zogen regulatorische Überprüfungen nach sich.
Google hat auf die Untersuchung mit dem Hinweis auf das unabhängige Verhältnis zu Character.AI reagiert. In einer Stellungnahme erklärte Sprecher Peter Schottenfels: „Wir freuen uns, dass Talente von Character.AI zu uns gestoßen sind, aber wir halten keine Beteiligung und Character.AI bleibt ein eigenständiges Unternehmen.“ Das Unternehmen ergänzte, man stehe den Behörden „jederzeit gerne für Rückfragen zur Verfügung“.
Die Untersuchung erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Google bereits erheblich unter regulatorischem Druck steht. Das DOJ strebt in zwei separaten Verfahren eine Zerschlagung der Marktdominanz des Unternehmens im Bereich der Online-Suche und der digitalen Werbetechnologie an. Anfang des Monats unterstützte die US-Handelsaufsicht FTC den Vorschlag des DOJ, Google zur Weitergabe von Suchdaten an Wettbewerber zu verpflichten.