Nandan Nilekani, Mitgründer von Infosys und Architekt hinter Indiens digitaler Revolution, vertritt eine pragmatische Haltung zum wachsenden Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf die Gesellschaft.
"Offensichtlich wird es durch KI zu einer Konzentration von Wohlstand und Macht kommen ... dagegen können wir nicht ankämpfen. Die Kräfte, die hier wirken, sind größer als wir alle", erklärte Nilekani bei einer Veranstaltung der Asia Society. "Aber in unserem Einflussbereich müssen wir alles tun, um ein anderes Paradigma zu schaffen."
Statt sich dem teuren Wettlauf um immer größere KI-Modelle anzuschließen – ein Wettbewerb, der von westlichen Technologiekonzernen und China dominiert wird – plädiert Nilekani für einen demokratischeren Ansatz, der sich auf praxisnahe Anwendungen konzentriert. Er ist überzeugt, dass die Zukunft der KI nicht darin liegt, wer die größten Systeme baut, sondern darin, kleinere, zweckgebundene Modelle zu entwickeln, die konkrete Probleme lösen.
"Was ich sehen möchte, ist der Einsatz von KI im Maßstab der Bevölkerung", erläuterte er und hob Chancen in den Bereichen Gesundheitswesen, Bildung und Sprachzugänglichkeit hervor. Diese Vision steht im Einklang mit seiner bisherigen Arbeit an Indiens digitaler öffentlicher Infrastruktur, darunter das Aadhaar-ID-System und die UPI-Zahlungsplattform, bei denen Einfachheit und Skalierbarkeit Vorrang vor Komplexität hatten.
Nilekani bleibt hinsichtlich der Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt optimistisch und lehnt die Vorstellung ab, dass weitreichende Arbeitsplatzverluste ein bedingungsloses Grundeinkommen erforderlich machen. "Einige Jobs werden betroffen sein – bestimmte Aufgaben werden automatisiert –, aber nur sehr wenige Berufe werden vollständig verschwinden", betonte er. "KI wird Menschen produktiver machen und neue Arbeitsplätze schaffen, an die wir heute noch gar nicht denken."
Anstatt KI als Ersatz für menschliche Arbeitskräfte zu betrachten, sieht Nilekani sie als Werkzeug, um das menschliche Potenzial zu verstärken. Er betont, dass Fähigkeiten wie Denken aus erster Hand und menschliche Zusammenarbeit auch in einer KI-getriebenen Wirtschaft wertvoll bleiben werden, da Maschinen diese Eigenschaften nur schwer nachahmen können.
Während sich KI weiterentwickelt, fordert Nilekani die Gesellschaften dazu auf, hochwertige, bürgerorientierte Dienstleistungen zu schaffen, die das Leben verbessern und zugleich wirtschaftliche Realitäten berücksichtigen. "Man muss innovativ bleiben, um vorne zu bleiben", schloss er. "Andernfalls drohen negative Risiko-Ertrags-Verhältnisse, Revolutionen und Ähnliches."