Nvidia vollzieht einen strategischen Kurswechsel in seiner KI-Infrastruktur-Politik und öffnet die bislang proprietäre NVLink-Technologie für Wettbewerber und Partner. Die Ankündigung, die CEO Jensen Huang am 19. Mai auf der Computex 2025 machte, bedeutet einen deutlichen Bruch mit dem traditionell geschlossenen Ökosystem des Unternehmens.
NVLink Fusion ermöglicht die Integration von zentralen Prozessoren (CPUs) und Grafikprozessoren (GPUs) anderer Hersteller mit Nvidia-Produkten. Diese Technologie verbindet Chips miteinander und steigert die Geschwindigkeit der Chip-zu-Chip-Kommunikation erheblich – ein entscheidender Faktor für den Aufbau und Betrieb fortschrittlicher KI-Systeme. Branchenanalysten zufolge könnte dieser Schritt Nvidias Dominanz im KI-Chip-Ökosystem weiter festigen; im Bereich der Data-Center-KI-Chips hält Nvidia bereits über 80 % Marktanteil.
„NVLink Fusion ist dafür da, dass Sie halb-kundenspezifische KI-Infrastrukturen bauen können – nicht nur halb-kundenspezifische Chips“, erklärte Huang während seiner Keynote. Die Technologie erlaubt es, KI-Infrastrukturen zu schaffen, in denen Nvidia-Prozessoren mit unterschiedlichen CPUs und anwendungsspezifischen integrierten Schaltungen (ASICs) kombiniert werden. Kunden profitieren so von Nvidias Infrastruktur und Ökosystem, auch wenn nicht ausschließlich Nvidia-Chips zum Einsatz kommen.
Die fünfte Generation der NVLink-Plattform wartet mit beeindruckenden Spezifikationen auf: Sie liefert bis zu 1,8 TB/s bidirektionale Bandbreite pro GPU – das ist 14-mal schneller als PCIe Gen5. Ein einzelnes NVLink-Backbone kann Daten mit bis zu 130 TB/s übertragen, was laut Huang den Spitzenwert des gesamten Internet-Datenverkehrs übertrifft.
Zu den ersten Chip-Herstellern, die NVLink Fusion übernehmen, zählen MediaTek, Marvell, Alchip Technologies, Astera Labs, Synopsys und Cadence. Darüber hinaus planen Fujitsu und Qualcomm Technologies, ihre eigenen CPUs mithilfe dieser Technologie mit Nvidia-GPUs zu verbinden. Auffällig abwesend auf der Liste der Partner sind Nvidias direkte Konkurrenten Broadcom, AMD und Intel, die Mitglieder des konkurrierenden Ultra Accelerator Link (UALink)-Konsortiums sind.
Obwohl NVLink Fusion theoretisch die Nachfrage nach Nvidias eigenen CPUs senken könnte, da Kunden nun Alternativen nutzen können, sind Analysten überzeugt, dass die zusätzliche Flexibilität die Wettbewerbsfähigkeit von Nvidias GPU-basierten Lösungen gegenüber neuen Architekturen insgesamt stärkt. Wie Halbleiter-Analyst Ray Wang betont: „NVLink Fusion etabliert Nvidia als das Zentrum der nächsten Generation von KI-Fabriken – selbst dann, wenn diese Systeme nicht vollständig mit Nvidia-Chips gebaut werden.“