Nvidia ist gezwungen, seine China-Strategie neu auszurichten, nachdem die US-Regierung Exportbeschränkungen für den H20-KI-Chip des Unternehmens verhängt hat – Nvidias leistungsstärkster Prozessor, der bislang für den Verkauf in China zugelassen war.
Am 17. Mai bestätigte Nvidia-CEO Jensen Huang in Taiwan, dass der nächste Chip für China nicht mehr auf der Hopper-Architektur basieren wird, die auch den H20 antreibt. „Es ist nicht Hopper, weil es nicht mehr möglich ist, Hopper zu modifizieren“, sagte Huang während eines Livestreams des taiwanischen Senders Formosa TV News.
Die US-Regierung hatte Nvidia am 9. April darüber informiert, dass der Export des H20 nach China künftig eine Lizenz erfordert. Zur Begründung hieß es, die Chips könnten „in einem Supercomputer in China verwendet oder dorthin umgeleitet werden“. Am 14. April bestätigten die Behörden, dass diese Beschränkungen auf unbestimmte Zeit in Kraft bleiben. In der Folge kündigte Nvidia an, im ersten Geschäftsquartal eine Abschreibung in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar auf H20-Bestände und Abnahmeverpflichtungen vorzunehmen.
Trotz dieser Herausforderungen gibt Nvidia den chinesischen Markt nicht auf. Reuters berichtete Anfang des Monats, dass das Unternehmen plant, bis Juli eine deutlich abgespeckte Version des H20-Chips für China herauszubringen. Laut mit der Angelegenheit vertrauten Quellen wird der modifizierte Chip über erheblich reduzierte Speicherkapazität und weitere Leistungseinschränkungen verfügen, um den US-Exportauflagen zu entsprechen.
China ist für Nvidia ein Schlüsselmarkt: Im am 26. Januar 2025 beendeten Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen dort einen Umsatz von 17 Milliarden US-Dollar – rund 13 Prozent des Gesamtumsatzes. Huang reiste im April kurz nach Bekanntwerden der Exportbeschränkungen nach Peking und betonte bei Treffen mit chinesischen Regierungsvertretern die Bedeutung Chinas für das Wachstum von Nvidia.
Huang kritisierte zudem frühere Exportregeln für KI-Technologien und bezeichnete sie als fehlgeleitet. Sie hätten darauf abzielen sollen, US-Technologie weltweit zu maximieren. Die Trump-Regierung hat angekündigt, die unter Präsident Biden eingeführten KI-Diffusionsregeln wieder aufzuheben, wobei spezifische Exportkontrollen für Chips jedoch weiterhin bestehen bleiben.