Die KI-Branche steht vor einer Realitätsschelle, denn das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert eine hohe Ausfallrate für eine der am meisten gehypten Innovationen der Technologiebranche.
Mehr als 40 % der Projekte mit agentischer künstlicher Intelligenz werden laut einem Bericht von Gartner bis Ende 2027 aufgrund steigender Kosten und unklarem geschäftlichem Nutzen eingestellt. Die Prognose nennt zudem unzureichende Risikokontrollen als weiteren Grund für die erwarteten Projektabbrüche.
Technologiekonzerne wie Salesforce und Oracle setzen auf KI-Agenten – Systeme, die autonom Ziele erreichen und Maßnahmen ergreifen können – und investieren Milliarden in die Technologie, um Margen zu steigern und Kosten zu optimieren. Salesforce arbeitet beispielsweise mit NVIDIA zusammen, um fortschrittliche KI-Fähigkeiten mit autonomen Agenten zu entwickeln. Prognosen zufolge wird der globale Markt für autonome KI und KI-Agenten bis 2028 auf 28,5 Milliarden US-Dollar anwachsen.
Viele Anbieter betreiben laut Gartner sogenanntes „Agent Washing“ – das Umetikettieren von Produkten wie KI-Assistenten und Chatbots, ohne dass diese tatsächlich über signifikante agentische Fähigkeiten verfügen. Gartner schätzt, dass von den Tausenden Anbietern für agentische KI nur etwa 130 tatsächlich echt sind. Die Forschung von Gartner zeigt zudem, dass sich viele Initiativen im Bereich agentischer KI noch in frühen experimentellen Phasen befinden, die meist eher vom Hype als von strategischer Planung getrieben werden. Infolgedessen kommen diese Projekte häufig nicht über das Experimentierstadium hinaus. „Die meisten agentischen KI-Projekte sind derzeit frühe Experimente oder Proof-of-Concepts, die vor allem vom Hype getrieben werden und oft fehlplatziert sind“, sagt Anushree Verma, Senior Director Analyst bei Gartner.
„Die meisten Angebote im Bereich agentischer KI bieten keinen signifikanten Mehrwert oder Return on Investment, da die aktuellen Modelle weder die Reife noch die Fähigkeit besitzen, komplexe Geschäftsziele autonom zu erreichen oder über längere Zeiträume hinweg differenzierte Anweisungen zu befolgen“, so Verma weiter. Dies könne Unternehmen den Blick auf die tatsächlichen Kosten und die Komplexität der Einführung von KI-Agenten in großem Maßstab verstellen und Projekte daran hindern, in die Produktion zu gehen. In einer Gartner-Umfrage unter 3.412 Webinar-Teilnehmenden im Januar 2025 gaben 19 % der Unternehmen an, erheblich in agentische KI investiert zu haben, 42 % tätigten konservative Investitionen, 8 % hatten überhaupt nicht investiert und 31 % warteten ab oder waren unsicher.
Trotz dieser Herausforderungen prognostiziert Gartner, dass bis 2028 mindestens 15 % der alltäglichen Arbeitsentscheidungen autonom durch agentische KI getroffen werden – gegenüber 0 % im Jahr 2024. Darüber hinaus werden bis 2028 voraussichtlich 33 % aller Unternehmenssoftware-Anwendungen agentische KI enthalten, verglichen mit weniger als 1 % im Jahr 2024.
Gartner empfiehlt Unternehmen, agentische KI nur dort einzusetzen, wo sie klaren Mehrwert oder messbaren ROI liefert. Die Integration von KI-Agenten in bestehende Systeme kann Arbeitsabläufe stören und kostspielige Änderungen erfordern; es könnte sinnvoller sein, Workflows von Grund auf neu zu denken.