Amazons entschlossener Vorstoß in die Künstliche Intelligenz verändert sowohl die Zukunftsaussichten des Unternehmens als auch die Wahrnehmung des Tech-Giganten im KI-Wettlauf an der Wall Street.
Die Partnerschaft mit dem KI-Startup Anthropic erweist sich dabei als besonders gewinnbringend. Nach einer Gesamtinvestition von 8 Milliarden US-Dollar in den Hersteller des Claude-Chatbots wandelte Amazon kürzlich einen Teil seiner Investition von Wandelschuldverschreibungen in Eigenkapital um, was im ersten Quartal 2025 zu einem Vorsteuergewinn von 3,3 Milliarden US-Dollar führte. Diese Umwandlung fiel mit einer Finanzierungsrunde im März zusammen, bei der Anthropic mit 61,5 Milliarden US-Dollar bewertet wurde – damit zählt das Unternehmen zu den wertvollsten privaten Firmen weltweit.
Amazon-CEO Andy Jassy betonte die strategische Bedeutung dieser Partnerschaft und erklärte gegenüber Investoren, dass generative KI „die größte technologische Transformation seit der Cloud und vielleicht seit dem Internet“ darstelle. Die Zusammenarbeit geht über reine Investitionen hinaus: Anthropic nutzt AWS als Haupt-Cloud-Anbieter und baut seine KI-Modelle auf Amazons eigens entwickelten Trainium- und Inferentia-Chips auf.
AWS, Amazons Cloud-Sparte, bleibt mit einem Marktanteil von etwa 30 Prozent und einer jährlichen Umsatzrate von 110 Milliarden US-Dollar führend im Cloud-Computing-Markt. Während der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen erklärte Jassy, dass Amazons „KI-Geschäft aktuell ein Multimilliarden-Dollar-Geschäft mit einer jährlichen Wachstumsrate im dreistelligen Prozentbereich“ sei. „So schnell wir Kapazitäten bereitstellen, werden sie auch genutzt“, so Jassy weiter.
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, plant Amazon 2025 Investitionen von rund 100 Milliarden US-Dollar – vor allem in KI-Infrastruktur. Diese enorme Summe, die fast dem gesamten AWS-Umsatz von 2024 entspricht, unterstreicht das Engagement des Unternehmens, sich gegenüber Microsoft und Google einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Auch die Analysten an der Wall Street sind aufmerksam geworden. Mark Mahaney von Evercore und Brian Nowak von Morgan Stanley wählten Amazon kürzlich als Top-Empfehlung und verwiesen auf die starke KI-Positionierung. Nowak bezeichnete Amazon explizit als „unterschätzten KI-Führer in Cloud und Handel“ und hob hervor, dass das Unternehmen KI in sämtlichen Geschäftsbereichen einsetzt, um Effizienz und Kundenerlebnis zu verbessern.
Über AWS hinaus nutzt Amazon KI in seinem gesamten Betrieb. Jassy erklärte, das Unternehmen habe bereits 1.000 verschiedene generative KI-Anwendungen entwickelt oder befinde sich in deren Aufbau. Dazu zählen Prognosen zur Nachfrage, die Optimierung von Lagerbeständen in Logistikzentren, die Verbesserung des Kundenservices sowie die gezieltere Ausspielung von Werbung.
Obwohl Amazons Aktie Anfang 2025 Schwankungen unterlag, bleiben viele Analysten langfristig optimistisch. Die Wall Street rechnet damit, dass Amazons Gewinne bis 2026 jährlich um 17 Prozent steigen werden. Das Unternehmen hat diese Prognosen jedoch regelmäßig übertroffen und in den letzten sechs Quartalen die Konsensschätzungen im Schnitt um 29 Prozent überboten.
Während KI die Technologielandschaft weiter umgestaltet, positionieren Amazons diversifiziertes Geschäftsmodell, strategische Investitionen und der massive Ausbau der Infrastruktur das Unternehmen als potenziell dominierende Kraft der KI-Revolution für die kommenden Jahre.