Scale AI will trotz der massiven Investition von Meta seinen eigenen Kurs beibehalten. Das betonte Interims-CEO Jason Droege, der sich nach dem Einstieg des Social-Media-Giganten mit 14,3 Milliarden US-Dollar deutlich für die Autonomie des Unternehmens aussprach.
In einem Mitte Juni an Kunden, Mitarbeitende und Investoren gerichteten Memo stellte Droege klar: „Anders als bei einigen anderen aktuellen Tech-Deals im KI-Bereich handelt es sich hierbei weder um eine Neuausrichtung noch um einen Rückzug.“ Er unterstrich: „Scale bleibt eindeutig ein unabhängiges Unternehmen“ und bezeichnete die Investition als „Bestätigung des eingeschlagenen Weges“.
Der Deal bewertet Scale AI mit 29 Milliarden Dollar und verschafft Meta eine 49-prozentige, nicht stimmberechtigte Beteiligung an dem Daten-Labeling-Startup. Trotz der beträchtlichen Investition plant Meta keinen Sitz im Vorstand, was die Unabhängigkeit von Scale zusätzlich unterstreichen soll. Allerdings sorgt die Konstruktion des Deals bei Kartellrechtsexperten für Stirnrunzeln, da sie vermuten, die Struktur könne gezielt so gewählt worden sein, um regulatorische Prüfungen zu umgehen.
Scale-Gründer und Ex-CEO Alexandr Wang (28) hat das Unternehmen verlassen, um Metas neue „Superintelligence“-Einheit zu leiten. Er nimmt weniger als ein Dutzend der rund 1.500 Scale-Mitarbeitenden mit. Wang bleibt zwar weiterhin im Scale-Verwaltungsrat, arbeitet aber künftig für Meta – was bei anderen Scale-Kunden Bedenken auslösen könnte, Meta könne Einblick in die Datenstrategien von Wettbewerbern erhalten.
Die Investition erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Meta-CEO Mark Zuckerberg Berichten zufolge zunehmend unzufrieden mit der Position seines Unternehmens im KI-Wettlauf ist. Metas Llama-4-KI-Modelle, die im April veröffentlicht wurden, kamen bei Entwicklerinnen und Entwicklern nicht gut an. Die Veröffentlichung des leistungsstärkeren „Behemoth“-Modells wurde verschoben, da Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit gegenüber OpenAI und Google bestehen.
Für Scale AI, das im Mai 2024 in einer Finanzierungsrunde noch mit rund 14 Milliarden Dollar bewertet wurde, bedeutet der Deal einen deutlichen Sprung bei der Unternehmensbewertung. Allerdings könnte dies auch Nachteile haben: Berichten zufolge haben einige der wichtigsten Scale-Kunden, darunter OpenAI und Google, nach Bekanntwerden der Meta-Beteiligung begonnen, ihre Zusammenarbeit mit dem Unternehmen zurückzufahren.